September
Einer meiner Lieblingsmonate wenn es um Hochzeiten geht. Ich kann euch nicht sagen weshalb, aber ich mag diese Stimmung die er mit sich bringt. Der Übergang vom Sommer in den Herbst hat für mich eine einmalige Stimmung.
Dieser September ist aber leider anders als erwartet. Eigentlich hätte ich das letzte Wochenende endlich wieder Hochzeiten fotografieren dürfen. Stattdessen saß/lag ich zu Hause und bin noch bis einschließlich Freitag krank geschrieben. Natürlich ist diese Stimmung dennoch vorhanden. Mir fehlt einfach nur gerade das was ich so sehr liebe, und bin deswegen ein wenig wehmütig.
Das Jahr 2020 hat es irgendwie in sich. Im positiven wie auch leider im negativen Sinne. Aber jedes Jahr hat ja seine guten und auch mal seine schlechte Dinge im Gepäck. So ist das.
Das nennt man Leben.
Mit der Corona-Zeit hatte ich mir ein großes Ziel gesetzt. Ich wollte, meinen Traum, einen Halbmarathon zu laufen, endlich wahr werden lassen. In der Zeit von Februar bis Ende Juli bestanden meine Wochen eigentlich nur noch aus Laufeinheiten und Handballtraining. Für mich war das okay. Es war mein Ausgleich zum Alltag. Zum neuen Alltag. Corona hat uns ja auch irgendwie dazu gezwungen gewisse Dinge neu zu gestalten, umzuplanen und unseren Lebensstil drastisch einzudämmen.
Im Nachhinein hat mir diese Zeit auch ganz gut getan. Ich hatte viel Zeit zum nachdenken und in all dem Chaos habe ich mich auch ein Stück weit neu kennengelernt, oder sagen wir zu mir zurück gefunden. Ich weiß genau was ich möchte, und was ich nicht mehr möchte. Das war nicht immer so. Aber das kennen wir wohl alle.
„Vielleicht ist nicht jeder Tag gut. Aber in jedem Tag lässt sich etwas gutes entdecken.“
Dieses Zitat trifft es ganz gut auf den Punkt. Vielleicht hat diese merkwürdige letzte Zeit ja auch etwas gutes für euch gehabt.
Dann kam aber alles anders..
„Die größten Ereignisse, sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“
Als ich Anfang August meinen ersten Zusammenbruch hatte, und ich mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hatte ich, als ich wieder einigermaßen stabil war, eine Zeitlang für mich alleine in der Notaufnahme. Das einzige was sich zwischendurch bemerkbar gemacht hat, war der Monitor der neben mir stand und meine Pumpe im Blick hatte.
Vorhofflattern.
Eine Diagnose mit der ich erstmal nicht wirklich etwas anfangen konnte, die mir jedoch große Angst gemacht hat. Mein Motor (So sagt meine bessere Hälfte es immer) war leicht angeschlagen, und hatte mich regelrecht in die Knie gezwungen. So hat es sich zumindest bei diesem ersten Mal angefühlt.
Wenn dein Herz, nachdem dir schwindelig war von jetzt auf gleich 160 Schläge pro Minute hergibt entwickelt man schon eine leichte Panik. Ich hatte tatsächlich für einen Moment Todesangst. Das war der Augenblick als die Sanitäterin mir einen Zugang gelegt hat und kurz danach noch einen Notarzt dazu gerufen hat, weil ich.. wie hat sie es genannt ? Eskaliert bin. In dem Moment wurde mir klar, dass ich nicht nur einen kleinen Kreislaufzusammenbruch hatte. Nein. Die Lage war schon etwas ernster. Aber ich war jetzt in guten Händen. Und dank schnell wirkender Medikamente die ich noch Zuhause erhalten habe, konnte sich mein Motor wieder ein wenig beruhigen, und ich konnte aufatmen. Denn auch das viel mir sehr schwer. Das Gefühl „Einen kleinen Babyelefanten auf der Brust sitzen zu haben“, der mir die Luft zum atmen nimmt, hat es für eine kurze Weile schon echt gut getroffen.
Das hat sich alles so falsch angefühlt, ich bin doch erst 36 Jahre Jung. Mein Motor sollte eigentlich noch top funktionieren. Das waren auch einer der Sätze die ich mir im Krankenhaus sehr oft anhören durfte.
„Gönne dir einen Augenblick der Ruhe, und du begreifst, wie närrisch du herumgehastet hast.“
Als ich in der Notaufnahme dann etwas zur Ruhe kam und ich alleine war, liefen mir unaufhaltsam still und leise die Tränen die Wange herunter.
Was war da gerade passiert ? Warum ich ? Was hatte ich falsch gemacht ? Hab ich mir doch zu viel zugemutet was den Sport angeht ? Hatte ich zu viel Stress ?
Was wäre passiert wenn ich in dem Moment als ich umgefallen bin allein gewesen wäre ? Oder im Auto gesessen hätte ?
Ich sag euch, solche Fragen und Gedanken kommen auf, und sie machen dir bewusst wie viel Glück du in diesem kurzen Moment hattest.
Ich konnte von Glück reden, dass alle meine Liebsten mit mir gemeinsam beim essen saßen und bei mir waren.
„Ein Leben kann man nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag.“
Nachdem ich dann im Krankenhaus vier Tage komplett auf den Kopf gestellt wurde, und mit der Diagnose einer starken Herzrytmusstörung, die immer mal wieder auftreten kann, entlassen wurde, habe ich versucht es einfach so hinzunehmen. Was anderes blieb mir ja nicht übrig. Wenn es nochmal passiert, passiert es hallt. Nun wusste ich ja wie ich damit umgehen muss und was zu machen ist, wenn sich ein erneuter Anfall bemerkbar macht, und das mir bald geholfen wird.
„Wenn du es eilig hast, geh langsam.“
In den darauf folgenden 3 Wochen hatte ich dann zwei weitere Anfälle dieser Herzrytmussstörung. Diese waren nicht ganz so schlimm wie der Erste. Nun wusste ich ja was auf mich zukommt, und das mir im Grunde nichts passieren kann, wenn ich schnell genug Hilfe bekomme.
Beim dritten Mal waren die Ärzte sich einig, dass die EPU (Hierbei handelt es sich um eine Herzkatheteruntersuchung bei der über die Leiste Elektrokatheter in das Herz eingebracht werden. ) unbedingt vorgezogen werden sollte. Ich hatte schon einen Termin, nur war dieser erst für ende September angesetzt.
Letzten Mittwoch war es dann soweit. Schneller als erwartet wurde mir dann endlich geholfen, und die Herrzrytmusstörung konnte durch eine Katheter-Ablation zu 95 % behoben werden.
Auch wenn es für die Ärzte eine Routine-Untersuchung ist, hatte ich großen Bammel vor diesen Eingriff. Schließlich bekommt man nicht alle Tage ein Pflaster aufs Herz geklebt.
Die Untersuchung hab ich trotz starker Medikamente weitestgehend mitbekommen, und mir fiel ein Stein vom Herz als der Arzt mir mitgeteilt hat, dass er die Stelle die für die Rytmusstörung verantwortlich war, gefunden hatte und diese erfolgreich beheben konnte. Danach war mir alles egal. Ich war einfach nur noch glücklich, dass ich es hinter mir hatte, und ich in Zukunft keinen Anfall mehr bekommen würde.
„Erlaube dir einen Neubeginn.“
Nun sitz ich Zuhause und bin zwischendurch traurig aber dennoch überwiegend sehr, sehr dankbar.
Traurig bin ich deswegen, weil ich mein Ziel, einen Halbmarathon zu laufen erstmal nicht erreichen werde, und ich in Sachen Handball auch noch pausieren muss. So viel Zeit und Kraft habe ich investiert um dieses eine Ziel zu erreichen.
Jetzt finde ich mich gerade damit ab, dass ich wieder ganz bei Null anfangen muss, um überhaupt wieder fit zu werden.
Das ist aber okay. Wichtig ist, dass ich überhaupt wieder Sport machen darf. Das darf ich bald wieder, und darüber bin ich sehr glücklich.
Unendlich Dankbar bin ich dafür , dass mir geholfen wurde, und mein Motor nun endlich wieder im Takt schlägt, und für all die Liebe die mir in den letzten Wochen entgegen gebracht wurde. Das ist alles nicht selbstverständlich.
Ich möchte auch gar nicht mehr darüber nachdenken, was alles hätte passieren können. Ich möchte glücklich sein. Glücklich und dankbar dafür, dass ich Gesund bin, und keine größeren gesundheitlichen Probleme habe.
Was ich mir nur noch erlauben muss, ist tatsächlich ein Neubeginn. Ich fange wieder bei Null an….
Aber ganz ehrlich ? Wenn es nur das ist, hat es mich doch echt noch gut getroffen.
In diesem Sinne :
Bleibt aufrecht ( So mein Arzt ;-)) und passt auf euch auf.
Danke für eure Zeit.